Maßarbeit - Brandenburg wird bis auf den Millimeter neu vermessen
Innenminister Michael Stübgen besuchte am 7. Juli einen Vermessungstrupp der LGB (Landesvermessung und Geobasisinformation Brandenburg) in Beelitz
- Erschienen amIn einer außergewöhnlichen Aktion des amtlichen deutschen Vermessungswesens werden vom 7. Juni bis 15. Juli die vermessungstechnischen Grundlagen für die Bundesrepublik Deutschland überprüft und aktualisiert. Die Vermessungsbehörden der Länder und das Bundesamt für Kartographie und Geodäsie entsenden daher insgesamt 35 Messtrupps in das gesamte Bundesgebiet. Von der Küste bis zu den Alpen werden 250 sogenannte „Geodätische Grundnetzpunkte“ Deutschlands in Lage und Höhe überprüft. Ziel ist es, die neuen Koordinaten auf den Millimeter genau zu bestimmen. Dafür braucht es hochspezialisierte Technik und komplexe Berechnungsmethoden. Die präzisen Geodaten finden Anwendung z.B. für das autonome Fahren, Hochwasserschutz, Katastrophenschutz, Fragen des Klimawandels oder die Oberflächendeformationen durch Straßen- und Bergbau.
24 Stunden bei Wind und Wetter
Mit dabei sind auch zwei hochmodern ausgerüstete Messtrupps aus Brandenburg, die auf 10 von insgesamt 19 Grundnetzpunkten im Land für Maßarbeit sorgen. Grundnetzpunkte sind massive, im Boden verankerte und vor Beschädigungen geschützte Vermessungspunkte, für die Lage-, Höhe- und Schwereinformationen exakt bestimmt werden.
Von Gransee bis Herzberg/Elster messen die Trupps der LGB jeweils an einem dieser Punkte über einen Zeitraum von 24 Stunden, sozusagen Tag und Nacht und auch an Wochenenden. Ein Trupp besteht dabei aus drei Mitarbeitern, die sich in Schichten abwechseln und so kontinuierlich für präzise Arbeit sorgen.
Innenminister Michael Stübgen sagte bei seinem Besuch vor Ort: „Es ist beeindruckend, wie die Vermessungsexperten mit Hilfe modernster Technik, ausgefeilter Verfahren und nicht zuletzt mit viel persönlichem Einsatz für hochgenaue Koordinaten sorgen. Das Messgerät darf 24 Stunden lang keinen Millimeter bewegt werden. Während der gesamten Zeit muss es vor Wind und Wetter, Wildtieren und anderen Einflüssen geschützt werden. Geodaten werden in hoher Qualität und Genauigkeit gebraucht, ihr Einsatz wird in Zukunft weiter zunehmen. Nicht nur der Bereich der Vermessung wird davon profitieren, sondern auch vielfältige Anwendungen in den Bereichen Polizei, Feuerwehr und Katastrophenschutz.“
Geodaten passgenau für Brandenburg und ganz Europa
Mit Hilfe von drei Satellitennavigationssystemen – das amerikanische GPS, das russische GLONASS und das europäische Galileo – wird das hochgenaue Grundlagennetz überprüft und aktualisiert. „Die Ergebnisse liefern hochgenaue, einheitliche Koordinaten für präzise Geodaten und Karten und sind nicht nur passgenau für Brandenburg, sondern auch für Deutschland und ganz Europa.“ sagt Prof. Christian Killiches, Präsident der LGB.
LGB: Mission
Die LGB gehört als Landesbetrieb zur öffentlichen Verwaltung im Land Brandenburg. Zu ihren Aufgaben zählt die Erfassung, Verarbeitung und Bereitstellung von Geobasisdaten für jeden: schnell, aktuell, zuverlässig und mit modernster Technik.
Ob für Standortanalysen, bei Waldbränden, Einsatzplanungen der Polizei, räumlichen Planungen, im Umwelt- und Naturschutz, Immobilienbewertungen oder Fahrzeugnavigation – überall bieten Geodaten die Grundlage für verlässliche Entscheidungen. Landschaftsdaten, Luftbilddaten (Orthophotos), Verwaltungsgrenzen, Geländemodelle, Hauskoordinaten (georeferenzierte Adresse), 3D-Gebäudedaten, topographische und viele weitere digitale Produkte bzw. Dienste können kostenfrei als OpenData über den GEOBROKER bezogen werden.
Die LGB ist zudem Geo-Dienstleister für andere Behörden und Einrichtungen im Land Brandenburg. Von der Beratung und Konzeption bis hin zur Erstellung und dem Betrieb von Geo-Anwendungen reicht das Portfolio. Auch Karten- und Grafikgestaltungen, Reproduktionen und Druckdienstleistungen bietet die LGB an. So wird Qualität und Kompetenz aus einer Hand geliefert.
Zur Sicherung des Fachkräftebedarfs bietet die LGB verschiedene Ausbildungsmöglichkeiten. So bildet sie jährlich sechs Auszubildende im Beruf Geomatiker/-in aus und ist mit ihrer zentralen Aus- und Fortbildungsstätte (ZAF) im Land Brandenburg verantwortlich für die Planung, Organisation und Durchführung der überbetrieblichen Ausbildung in den Berufen der Geoinformationstechnologie im dualen Ausbildungssystem. Zudem bietet die LGB Bildungsverträge für das duale Studium und verschiedene Laufbahnausbildungen an.