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Von Mauerlinie bis Rettungsroute

Ravensteinpreise gehen nach Brandenburg und überzeugen mit Projekten zu Geschichte und Gegenwart

- Erschienen am 06.11.2025
Detailansicht aus „Einheit nach Zäsur – Nachhall der Berliner Mauer“ mit einem Ausschnitt des Mauerverlaufs im Jahr 1989. Im Vergleich: Zu sehen ist die Bernauer Straße im Jahr 1989 und im Jahr 2024 mit der jeweiligen Bebauung. © LGB

Der Ravenstein-Förderpreis für den kartographischen Nachwuchs geht – wie bereits in den vergangenen vier Jahren – erneut nach Brandenburg. Die LGB (Landesvermessung und Geobasisinformation Brandenburg) konnte sich 2025 gleich doppelt freuen: In der Kategorie Ausbildung gingen der erste und zweite Preis an zukünftige Geomatikerinnen und Geomatiker aus Potsdam. Die feierliche Preisverleihung fand am 5. November 2025 bei der Westermann Bildungsmedien Verlag GmbH in Braunschweig statt. Leider konnten die Preisträgerinnen des ersten Preises krankheitsbedingt die Auszeichnung nicht persönlich entgegennehmen.

Einheit nach Zäsur – Der Nachhall der Berliner Mauer
Im Projekt „Einheit nach Zäsur – Nachhall der Berliner Mauer“ beleuchten die Auszubildenden Josephine Abram und Jolina Philipps die Entwicklung des ehemaligen Mauerverlaufs – und wie dieser die Stadt bis heute prägt. Mit der Verbindung klassischer Kartographie und moderner GIS-Technologien visualisieren sie, wo die Spuren der Teilung auch 35 Jahre nach dem Mauerfall noch sichtbar sind.

Dafür wurden historische und aktuelle Luftbilder georeferenziert und in einem 500 Meter breiten Streifen um den früheren Mauerverlauf analysiert. Ergänzend zeigen Indikatoren wie der öffentliche Personennahverkehr, die Gebäudealtersstruktur und die Flächenversiegelung, wie unterschiedlich sich Ost und West entwickelt haben.

„Wir wollten zeigen, dass Geschichte in Karten lebendig werden kann“, erklären Josephine Abram und Jolina Philipps. „Auch wenn die Mauer längst verschwunden ist, sind ihre Spuren noch da – in Straßen, Häusern und Stadtstrukturen. Diese sichtbar zu machen, war uns ein Anliegen.“

Das Ergebnis: eine eindrucksvolle Infografik, die historische Reflexion mit moderner Datenauswertung verbindet – und zum Nachdenken über die bleibenden Grenzen im Stadtbild anregt.

Hilfe ist nur einen Anruf entfernt – Wie schnell ist der Rettungswagen da?
Das zweite preisgekrönte Projekt „Hilfe ist nur einen Anruf entfernt“ widmet sich einem Thema, das jede und jeden betrifft: der Erreichbarkeit des Rettungsdienstes im Land Brandenburg. Das Team aus Maurice Holfeld, Ole Borchardt, Levi Doering und Anton Both entwickelte eine Karte, die zeigt, wie schnell Rettungswagen verschiedene Orte im Land erreichen können – von der Großstadt bis ins ländliche Gebiet.

Zwei der Teammitglieder engagieren sich selbst in Freiwilligen Feuerwehren und brachten ihre praktischen Erfahrungen ein. Auf Basis geografischer Analysen entstand eine eigene Erreichbarkeitskarte, die bestehende statistische Daten zur Hilfsfrist ergänzt und erweitert.

„Uns war es wichtig, die Realität hinter den Zahlen sichtbar zu machen“, sagt Maurice Holfeld stellvertretend für das Team. „Karten können helfen, Probleme zu erkennen, bevor sie lebensbedrohlich werden – das war unser Antrieb für dieses Projekt.“

Das Ergebnis ist ein Plakat im Format DIN A1, das sich sowohl digital als auch analog einsetzen lässt und einen wertvollen Beitrag zur Diskussion über Versorgungsgerechtigkeit im Land liefert.

Junge Talente, große Wirkung
Mit diesen Erfolgen beweist die LGB erneut, dass sie ein leistungsstarker Ausbildungsort für den kartographischen Nachwuchs ist. Die prämierten Projekte verbinden wissenschaftliche Präzision mit gesellschaftlicher Relevanz – und zeigen, wie vielfältig und aktuell Kartographie heute sein kann.

Ausbildung in der LGB
Zur Sicherung des Fachkräftebedarfs bietet die LGB verschiedene Ausbildungsmöglichkeiten. So bildet sie jährlich bis zu sechs Auszubildende im Bereich Geomatik aus und ist mit ihrer zentralen Aus- und Fortbildungsstätte (ZAF) im Land Brandenburg verantwortlich für die Planung, Organisation und Durchführung der überbetrieblichen Ausbildung in den Berufen der Geoinformationstechnologie im dualen Ausbildungssystem. Zudem bietet die LGB Bildungsverträge für das duale Studium und verschiedene Laufbahnausbildungen an.